40 Schortenser Migranten erkunden Küsten, Häfen und Meer
Von Hartmut Spieker
Der Deutschunterricht für 42 Schortenser Migranten fand einmal nicht im Lehrsaal statt sondern auf einer Sieltour entlang der friesischen Küste.
„Und was macht der Seenotkreuzer wenn Ebbe ist, sitzt er dann auf dem Grund fest und kann nicht auslaufen?“ Diese Frage einiger Migranten konnte rasch beantwortet werden. Das „Betreten des Meeresbodens ist ausdrücklich erlaubt“ und musste am Strand vor Neuharlingersiel von den jungen Männern sogleich auch getestet werden. Die Familien interessierten sich da eher für die Krabbenfischer im Hafen, ihre Netze und den Fang. „Fisch ist doch auch Fleisch“ stellte Saja aus dem Irak fest, musste aber zur Kenntnis nehmen, dass dem nicht so ist. Zu Fuß zu den Inseln zu gehen, wurde mit großem Erstaunen aufgenommen. Es ist ein neues Ziel für einige von ihnen. Mamoan aus Syrien wollte wissen wozu die vielen Schlösser an dem Geländer im Hafen angebracht sind: „Liebesschlösser“ wurde ihm gesagt und diese Erklärung und führte zu herzhaftem Gelächter.
Und dann die Eindeichung des Voslapper Grodens in den 70er Jahren sowie die Aufspülung des Jade-Weser-Ports in den letzten 10 Jahren. Beides wurde bestaunt, unglaublich, dass dort, wo man jetzt stand, noch vor wenigen Jahren Wasser, die Jade gewesen sein soll!
Eine bunte Gesellschaft war auf Einladung der Schortenser Integrationslotsengemeinschaft zusammengekommen: da waren viele Syrer, einige Afghanen, zwei Sudanesen, zwei Eritreer und mehrere Iraker. Und natürlich die vier deutschen Lehrkräfte. Die Volksbank Jever hatte die Busfahrt ermöglicht, ihr gilt der Dank für diesen Schritt der Integration.
Selbstverständlich endete die Sieltour in unserer Kreisstadt. Das Schloss ist schon so alt? Maria war nicht verheiratet? Jever war auch einmal russisch? Katharina die Große kam aus Deutschland? Viele Fragen kamen auf und konnten am Brunnen beantwortet werden. Faszinierend natürlich das Glockenspiel am Oldenburger Hof: faszinierend für Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen, die gemeinsam mit vielen Touristen auf den Beginn des Spiels warteten und sich freuten, als es endlich begann: die Geschichte Jevers in Kurzform. Der Schlosspark mit einem Pfau, der sein Rad schlug, war dann der angemessene, schöne Abschluss dieses Unterrichtstages – und ein weiterer kleiner Schritt in der Integration.