Integration In Schortens lebende Migranten stellen ihre Heimatländer vor
Ganz selbstbewusst trat Ezzat Kouzi als erster Redner ans Mikrofon, begrüßte die Gäste und erzählte eigentlich nur, dass er jetzt in Roffhausen wohnt, dort in die Grundschule geht und noch lieber, als zur Schule zu gehen, Fußball spielt. Dass er und seine Familie aus Syrien stammen und er fließend auf Deutsch seine kleine Ansprache hielt, machte die Begrüßung schon zu einem sehr emotionalen Moment.
Und das hielt auch im weiteren Verlauf des Abends an. Zwei Heimatländer, Syrien und Eritrea, aus denen viele in Schortens lebende Migranten stammen, den Schortenser Bürgern vorzustellen, Hatten sich die Organisatoren auf Initiative von Hartmut Spieker von den Integrationslotsen, vorgenommen. Zusammen mit Felicia Riethmüller, Hutham Hussein, Hanna-Maria Paul und Alena Beck, von denen drei „so ganz nebenbei“ gerade ihr Abitur bestanden haben, haben sie über Monate diese Präsentation erarbeitet.
Was Abdullah Hazaa, Ayham Al Taani, Bashar Farra und Ammar Shuzri dann im Wechsel über ihr Heimatland berichteten, ist von den Fakten leider aus den Medien jedem nur zu bekannt. Doch es macht einen großen Unterschied, wenn ein junger Mann erzählt, dass er eigentlich eine glückliche Kindheit hatte, Schule und Studium erfolgreich absolviert hat und dann vor dem Krieg im eigenen Land fliehen muss.
So beschreibt Bashar Farra sein Leben:
„Ich kann mich noch an alles sehr gut erinnern. Als ich noch mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen war, war ich immer glücklich. Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich sei ein Träumer. Ich habe immer von großen Dingen geträumt, aber dann wurde alles ganz plötzlich schlecht. Menschen wurden und werden nach wie vor ermordet, gefoltert und ausgehungert. Viele Menschen verließen die Heimat, sicherlich um ein besseres Leben zu finden. Wir dachten und hofften, dass wir nie in unserem Leben eine so schlimme Katastrophe erleben müssten. Jedoch wird die Lage unschuldiger Menschen täglich schlimmer und schlimmer. Ich war gezwungen, mein Zuhause, mein Land, meine Herkunft zu verlassen und auf einer Reise der Hoffnung zu entkommen, einer Hoffnung auf eine Zukunft, die nicht nach Blut schmeckt.
Obwohl uns das Meer seine Gastfreundschaft mit seinen freien Grenzen zeigte, obwohl so viele denken, dass wir nicht Menschen sondern nur Zahlen sind und obwohl wir Millionen von Leben verloren haben und Millionen fliehen mussten, werden wir immer auf eine bessere Zukunft hoffen. Wir werden niemals aufgeben. Meine Mutter hatte Recht: Ich bin ein Träumer.“
Auch Eritrea, über das Kiros Kiflay, Petrus Gebregergish und Habben Yossief berichteten, ist ein Land, aus dem die Menschen fliehen, weil ein autokratisches System keinerlei Freiheiten, wie sie für uns selbstverständlich sind zulässt. „Ich wünsche mir sehr, dass ich meine Familie wiedersehen kann. Ich wünsche mir Arbeit, Frieden und Freiheit für die ganze Welt“, fasste Haben Yossief das zusammen, was wohl alle im Saal bewegte.
Und das Interesse der Schortenser an ihren neuen Mitbürgern war riesengroß. Hatten die Integrationslotsen zunächst nur mit höchstens 200 Besuchern geplant, mussten die beiden hinteren Teile des Saals geöffnet werden, um den deutlich mehr als 300 Besuchern Platz zu bieten. „Es war ein bewegender Abend, der auch deutlich zeigt, welch eine wichtige Arbeit die mehr als 100 Integrationslotsen der Stadt in den Bereichen ehrenamtlich leisten, die die Verwaltung niemals erbringen könnte“, lobte Bürgermeister Gerhard Böhling in seinem Grußwort am Schluss der Veranstaltung.